Samstag, 16. Juli 2011

Juli 2011

"Good morning Vietnam"

Auf unsere erste Destination in Asien waren wir schon ganz gepannt.
Vietnam ist ein kommunistisches Land, aber sehr aufgeschlossen gegenüber dem Westen. Doch schon gleich am ersten Abend wurden wir mit dem kommunistischen System des Landes konfrontiert; Miriam's "heissbegehrtes" Facebook ist hier, wie auch z.B in China geperrt. Doch dank Alex's Fachwissen und seinen Tricks sass die Miriam schon bald darauf wieder lächelnd am Computer:-).
Die ersten paar Tage verbrachten wir in Hanoi, der Hauptstadt von Vietnam und wir waren überwältigt von den vielen Mofas auf den Strassen. Frauen in Miniröcken und hohen Absatzschuhen fahren auf ihren Mofas wild durch die Gegend und halten nebenbei mit ihren Freundinen ein Schwätzchen; wir hingegen waren froh heil die Strasse zu überqueren. Dies ist wirklich eine Kunst an sich, doch es blieb uns nichts anderes übrig als einfach darauf los zu laufen und den Ausweichmanöver von den Mofafahrern zu vertrauen; was auch wirklich funktionierte:-) Doch auch so fanden wir die Stadt mit dem bunten Marktreiben, den vielen Strassenlokalen und dem leckeren Essen (um die 2 Euro) sehr eindrücklich. Jeden Morgen um 5 Uhr erwacht die Stadt aufs Neue und rund um den See herum werden ganz verschiedene frühsportliche Aktivitäten, wie z.B Arobic, Federball oder Tanzkurse durchgeführt.
Von Hanoi aus ging es auch mal für einen Tag aufs Land, wo wir entlang der Reisfelder mit einem kleinem Ruderboot zur schönen Parfum Padoge (Tempel in einer Grotte) gepadelt wurden. Da in dieser Gegend die Reisernte begonnen hatte, konnten wir mit ansehen wie sie den Reis auf den Strassen verarbeiten und trockneten; was sehr eindrücklich war. Auf dem Weg sahen wir auch einige Gebäude und Statuen welche mit einem Hakenkreuz verziert waren, was uns zuerst ein bisschen iritierte. Doch das Hakenkreuz ist, anders als bei den Nationalsozialisten, linksrum und bedeuten so viel wie "es ist gut". Das Zeichen wird als ein Zeichen des Heils, als Glückszeichen und als Symbol für Gesundheit und langes Leben verwendet und ist in Asien immer wieder anzutreffen.
Natürlich besuchten wir auch die wohl berühmteste Touristenattraktion in Vietnam: die Halong- Bucht. Sie liegt im Golf von Tonkin im Norden Vietnams und umfasst rund 1.500 km². Es ragen fast 2000 Kalkfelsen aus dem Wasser und im inneren der Felsen kann man grossartige Tropfsteinhölen besichtigen. Der Legende nach entstand die Bucht durch einen Drachen, der in den Bergen nahe am Meer lebte. Als er zur Küste lief, zog er mit seinem Schwanz tiefe Furchen in das Land, welches vom Meer überflutet wurde nach dem der Drache ins Wasser tauchte:-)
Auch wir durften uns am Deck unseres Schiffes von der schönen Landschaft berauschen lassen. Und nach einer Wanderung in den Höhlen und Grotten war ein Sprung vom Deck aus ins kühle Wasser genau das Richtige.
Bei einem Zwischenstop auf der Affeninsel wurde die Miriam planschend im Meer plötzlich von ganz vielen chinesischen Touristinen belagert und umarmt. Dann fingen alle an zu lachen und die Blitzlichter der Kamera kamen zum Vorschein. Ob die uns wohl mit den wildlebenden Affen auf der Insel verwechselt haben?
Da die Regenzeit begonnen hat, wurden wir am letzten Tag unserer 3-tägigen Schifffahrt von heftigen Regengüssen getränkt. In der Nacht zuvor fegte ein Taifun über die Insel und wir mussten die Rückfahrt mit einem Schnellboot zurück legen. Auf der Rückfahrt wurden wir von einem älteren vietnamesischen Mann auf deutsch angesprochen. Er hat vor 30 Jahren vier Jahre in der DRR gelebt und im Rahmen des damaligen System als Vertragsarbeiter eine Ausbildung zum Maschinenmechaniker genossen. Da er von Deutschland so begeistert war, hat Alex ihm ein deutsches Buch gechenkt um seine Sprachkentnisse wieder ein bisschen auf zu frischen und ihm von ganzem Herzen gewünscht dass er vielleicht in seinem Leben nocheinmal die Gelegenheit bekommt nach Deutschland zu reisen.
Die darauf folgende Tage verbrachten wir ganz im Norden von Vietnam. Sapa ist eine Bergregion an der Grenze zu China und wird von den armen Bergvölker Black H'Mong und den Red Dao bewohnt. Mit unseren süssen Reiseführerin Sung Thi May vom Stamm der Black H'Mong ging es für drei Tage auf Wanderschaft entlang der Reisfelder und der atemberaubend schönen Landschaft. Übernachtet haben wir bei einer lockalen Familie wobei wir sehr lecker bekocht wurden. Während der Wanderung haben wir so einiges über das Bergvolk erfahren. Die Meisten leben von der Landwirtschaft und arbeiten auf den Reisfeldern. Viele der Frauen heiraten mit 16, einige sogar mit 12. Und es ist auch ganz normal dass der Mann eine zweite Frau heiraten darf, vorallem wenn die erste Frau keinen mänlichen Nachkommen auf die Welt bringt.
Da in Vietnam auch öfters mal ein Hund in der Bratpfanne landet, waren wir eigentlich nicht mal so überrascht dass man auf dem Markt Hundefleisch kaufen konnte. Doch die Miriam war dann doch geschockt einen Hundekopf und die Pfoten auf dem Tisch liegen zu sehen.
Nach zwei Wochen verliesen wir den nördlichen Teil Vietnams und fuhren mit dem Bus Richtung Süden. Von der 14-stündigen Busfahrt waren wir angenehm überrascht (ausgenommen von der verückten Fahrweise und das ständige Gehupe der Vietnamesen) und erreichten einigermassen ausgeschlafen unsere Lieblingstadt Hoi An. Vor ein paar Jahren wurden die alten sowjetischen Busse ausrangiert und durch südkoreanische Busse ersetzt. Busse welche für die Nachtfahrt verwendet werden sind erstaunlicherweise sogar mit Schlafliegen und Toilette ausgestattet; ziemlich komfortabel. Doch da die Busse meistens total ausgebucht und überfüllt sind schlafen viele Einheimische einfach auf dem Boden und somit ist es natürlich unmöglich den Klo zu benutzen:-)
Hoi An ist eine sehr herzliche und schöne Schneiderstadt welche sich gemütlich per Fahrad erkunden lässt. Überall beläuchten farbige Lampions die Stadt und man lässt es sich in den vielen Strassencafes gut gehen. Und da es in den Strassennur so von Schneidereien wimmelt, konnte auch Alex die Miriam nicht davon abhalten sich ein paar Kleider nähen zu lassen. Mit zwei massgeschneiderten Jacken, einer Kopie ihres Lieblingssommerkleid und 50 Euro weniger in der Tasche war die Miriam eine der glücklichsten Menschen:-)
Doch auch kulturel und kulinarisch haben wir uns verführen lassen. Nach dem Besuch der zum Weltkulturerbe erklärte Tempel My Son, haben wir auf einer Insel einen vietnamesischen Kochkurs besucht und gelernt mit verschiedenen Gewürze und Tierknochen eine leckere klare Suppenbrühe zu kochen oder aus Reismehl- und Milch leckere Pfannkuchen zu braten. Doch der Höhepunkt war auf jedenfall die super frische und gesunde Garnellen- Frühlinsrolle; ein Snack den wir bestimmt auch zu Hause öfters mal essen werden.
In Mui Ne, einen beliebten Ferienort in der Nähe der vietnamesischen Wüste (ja sowas gibt es in Vietnam:-)), haben wir uns für gerade mal 30 Euro ein schickes Hotel mit jeglichem Komfort geleistet um ein paar Tage zu entspannen. Wir hatten ein Zimmer direkt am schönen Pool mit Blick aufs Meer. Und da die vietnamesischen Feriengäste wegen der Sonneneinstrahlung erst am späten Nachmittag schwimmen gingen, hatten wir den Pool eigentlich immer für uns alleine. Doch dass Beste war mit Abstand das riesengrosse Frühstückbuffet; wir konnten uns überhaupt nicht mehr daran erinnern wann wir das letzt mal so was hatten:-)
Die letzten Tage unserer Vietnamreise verbrachten wir in Ho Chi Min Stadt, besser bekannt als Saigon. Im Gegensatz zu Hanoi ist Saigon sehr westlich, modern und etliche Restaurant und Bars reihen sich aneinander. Auch wir haben uns am ersten Abend gleich ins Nachtleben gestürzt und vor lauter Euphorie prompt unsere kleine Fotokamera in einer Bar liegen lassen. Doch stellt euch vor, mitten in der Grossstadt Saigon haben wir unsere Kamera wieder gekriegt; einfach unglaublich:-)!
Doch der Süden von Vietnam ist auch mit einer sehr traurigen Vergangenheit behaftet und der USA- Vietnamkrieg hat tiefe Spuren hinterlassen.
Auch wir haben uns mit der Geschichte auseinandergesetzt und unteranderem die "Tunnel von Cu Chi" besucht; ein Tunnelsystem, in dem sich vietnamesische Partisanen im Vietnamkrieg von 1960 bis 1975 versteckt hielten, den Wiederstand koordinierten und Soldaten nach Saigon schleusten. Mit Gas, Granaten und Hunden versuchten die Amerikaner, die Vietnamesen aus den Tunneln zu vertreiben. Später schickten sie Menschen, doch kaum einer kam lebend wieder ans Tageslicht. Schließlich wurde der Ort zur "Feuerfreie Zone" - und die Erde wurde von Napalm vergiftet und der einstige Regenwald von Agent Orange entlaubt.
Wir durften 100m durch einen Teil dieses Tunnel durchkriechen, der aber für Touristen um das doppelte vergrössert wurde, da die ursprünglichen Tunnel unbeschreiblich eng sind. Wir bekamen auch die verschiedenen Fallen der Vietcong vordemonstriert und Alex durfte sogar mit einer AK47 schiessen. Bei dieser interessanten Besichtigung und anschliesenden Besuch im Kriegsmuseum wurde uns erstmal so richtig bewusst wie brutal der Krieg für beide Parteien war. Auf der einen Seite die arme Bevölkerung an denen viele Gräueltaten und Masaker verübt wurden. Auch heute noch leiden viele unter den Spätfolgen des Dioxin-Einsatzes. Die damals direkt damit in Berührung kamen, erlitten Hautverätzungen, Chlorakne oder Krebs. Das Gift fand auch seinen Weg in die Nahrungskette, was, durch die dadurch verursachte Schädigung des Erbgutes, zu erhöhten Fehl-, Tot- und Missgeburten führt. Doch auch die amerikanischen Soldaten mussten sich durch die Hölle kämpfen. Die Vietcong hatten unteranderem sehr brutale selbstgemachte Fallen und überall versteckte Minen, so dass öfters mal ein Soldat aufgeschlietzt oder in die Luft gesprengt wurde.
Am letzten Tag unserer Reise ging es von Saigon aus ins Mekong Delta wo wir entlang der vielen Flussmündungen zu den verschiedenen Dörfer fuhren und uns mit frischen Früchten und selbstgemachten Kokosleckereien verköstigten.
Wir haben die Zeit in Vietnam sehr genossen und freuen uns jetzt auf unserern Nächsten Stop: Thailand
Wir wünschen euch eine schöne Zeit und senden euch ganz viele Grüsse aus der Ferne!

Eine kleine Anmerkung zum Schluss:
Rucksackreisende mit einem tiefen Budget, die aber denoch einen gewissen Standard bevorzugen werden in Asien als Flashbacker bezeichnet! Dieser Begriff trifft exakt auf uns zu, denn wir sind definitiv keine Backpackers welche in den günstigsten und schmudligsten 3 Dollar Zimmer übernachten und den ganzen Tag in sogenannten Pyjamahosen herumlaufen:-)

Bilder_Vietnam