Dienstag, 24. Mai 2011

Mai 2011

Hallo liebe Familie und Freunde

Herzlichen Dank für die lieben E-Mails, worüber wir uns sehr gefreut haben. Da wir auf unserer letzten Etappe durch Afrika so einiges erlebt haben, ist der folgende Eintrag in zwei Abschnitte unterteilt. Viel Spass beim Lesen!

Teil1: Karibu Mzungu

Nach der 6 stündigen Fahrt von Livingstone, wo wir die faszinierenden Victoria Falls besichtigt haben, waren wir schon ganz gespannt auf die Hauptstadt Sambias. Da wir wussten dass sich nicht so viele Touristen nach Lusaka verieren, haben wir damit gerechnet dass es nicht so viel Sehenswertes gibt. Doch wir hätten nie gedacht dass jede einzelne Ecke der Stadt total mit Müll übersät ist und die Angestellten der öffentlichen Ämter ziemlich unmotiviert und faul sind.( Naja zuerst wird mal die Zeitung zu Ende gelesen und die News im TV geschaut bevor man als Kunde an einem Schalter bedient wird:))
Wie in vielen anderen afrikanischen Städten auch durften wir miterleben wie chaotisch es am Busbahnhof zu und her geht. Somit ist es auch ganz normal dass in den Bussen ausser Menschen auch Geisse, Schweine und auf dem Dach ein paar Hühner mittransportiert werden.
Umso schöner war dann die Zugfahrt mit der TAZARA Bahn (eine von den Chinesen gesponserte Bahnstrecke) von Sambia nach Tansania. Wir sind durch wunderschöne Bananenplantagen gefahren und wurden entlang der Bahnlinie von Kinder mit verlumpten Kleider und Erwachsene mit frischen Früchten herzlich mit einem "Karibu Mzungu" (Willkommen Weisser) empfangen. Obwohl der Anblick dieser armen Kinder sehr traurig war, faszinierte uns die Zufriedenheit der Menschen und es war so schön zu sehen wie sehr sie sich freuen dass dieser Zug ein paar mal pro Woche vorbei fährt. Die Bahnlinie führt auch durch den bekannten Selous Nationalpark und somit hatten wir das Glück vom Zug aus ein paar Giraffen, Elefanten und Nilpferde zu sehen.
Die Fahrt dauert normalerweise 50 Stunden doch leider kommt es öfters mal zu Verspätungen. Auch wir wurden nicht davon verschont und kamen dann einen Tag später als geplant in Dar es Salaam an. Doch da wir ein Schlafabteil in der 1. Klasse gebucht haben und wir viele nette Einheimische und ein paar andere Rucksackreisende getroffen haben, vergingen die 70 Stunden wie im Fluge. Naja die 1. Klasse kann man so ungefähr mit der früheren 3.Klasse in Europa vergleichen. Das Abteil war ziemlich schmuddelig, ab und zu sind Kakerlaken über die Schlafliegen gelaufen und ein Nachbar hatte sogar eine Maus in seinem Abteil:).
Die Miriam war schon nach kurzer Zeit total begeistert von der schönen Lanschaft und der Freundlichkeit der Menschen obwohl wir auch wussten dass alles ein bisschen mit Vorsicht zu geniessen ist. Auf Grund der weit verbreiteter Armut ist Tansania, wie so viele andere afrikanische Länder auch, von Korruption geprägt. Leider haben auch wir beide Seiten des Landes kennengelernt, denn wir wurden von der Taxi Mafia entführt!
Kurz nach ein Uhr Nachmittags sind wir am Bahnhof in Dar es Salam (zu Deutsch "Hafen des Friedens") angekommen. Wie alle anderen Touristen und Einheimische haben auch wir nach einem Taxi ausschau gehalten. Ein freundlicher Taxifahrer hat uns dann ein faires Angebot gemacht und wir und ein Pärchen aus Israel haben uns entschlossen zusammen mit dem Taxi zu fahren. Da wir aber zu viert zu viel Gepäck bei uns hatten, haben wir uns auf zwei Taxi aufgeteilt. Ein bisschen übermüdet und froh endlich angekommen zu sein, haben wir dann im Auto sitzend bemerkt dass sich der Mann mit dem wir den Preis verhandelt haben auch noch zusätzlich vorne neben den Fahrer ins Auto gesetzt hat. Er meinte er sei der Chef des Taxiunternehmens. Nach etwa 10 min und einem entspannten Gespräch mit ihm hat sich das Taxi von der Hauptstrasse abgewannt und ist durch die ärmeren, einheimischen Gegenden gefahren. Nachdem Miriam ihn darauf angesprochen hat, meinte er dass sie dem Stau in der Stadt ausweichen wollen. Irgendwie hatten wir schon langsam ein komisches Gefühl (vorallem Alex war das Ganze ein bisschen suspekt), doch da ja das zweite Taxi noch hinter uns fuhr und wir dachten dass unsere Freunde in diesem Taxi sitzen, haben wir uns nicht Böses dabei gedacht.
In einem abgelegenen Viertel hielt das Taxi dann an und der Mann neben dem Taxifahrer meinte, dass er von der Mafia sei und dass sie alles Geld und alle Karten von uns haben wollen. Alexander hat ihm am Arm gepackt und die Miriam hat ihren Pfefferspray hervor genommen und ihm gedroht ihn zu benutzen wenn sie uns nicht in Ruhe lassen. Doch in dem Moment sahen wir dass aus dem zweiten Taxi anstatt unsere Freunde drei weitere Personen von der Mafia unser Auto belagerten. Zuerst dachten wir noch dass wir aussteigen könnten, doch die Türen waren von aussen verschlossen. Irgendwie ist dann alles ein bisschen ausser Kontrolle geraten und der Anführer dieser Mafia Gruppe hat Miriam den Pfefferspray entwendet und gegen uns gerichtet. Ein weiteren Mann der Mafia stieg in unser Auto. Nachdem wir ihnen dann unsere Geldbeutel gegeben haben er aber mit der Ausbeute nicht zufrieden war, haben sie uns mit Gewalt am ganzen Körper untersucht, so dass sie die Kredit- und EC Karten in Alexander's Bauchgurt fanden. Unter Drohungen mussten wir ihnen dann die Pin Nummer der Karten angeben. Danach sind wir zusammen 3 Stunden lang von Automat zu Automat gefahren um Geld abzuheben. Wir haben versucht den jeweiligen Securitas oder den herumlaufenden Touristen ein Zeichen zu geben, doch irgendwie hat niemand dieses Taxi zur Kentniss genommen. Am Schluss der Entführung haben sie uns in einer der ärmeren Gegend herausgelassen. Da sie keine Beweismittel haben wollten, haben sie uns unter Drohung niemandem was zu erzählen alle unsere Karten und unser Gepäck zurück gegeben. Daselbe ist auch unseren israelischen Freunden passiert.
Daraufhin sind wir dann am nächsten Tag, nach Abklärung mit der schweizer Botschaft, auch auf die Polizei. Doch leider haben sie sich nicht so sonderlich dafür intressiert. Wir mussten sogar unser eigenen Kugelschreiber zur Verfügung stellen damit sie sich die Mühe gemacht haben den Vorfall zu protokollieren. Und da sich das ganze ja am Wochenende abspielte, war die Polizistin nach einigen Anspielungen dann auch ganz glücklich dass wir ihr 40 Dollar als Dankeschön zugeschoben haben:-)
Glücklicherweise ist uns nichts passiert und wir sind mit einem Schock und ein paar tausend Franken weniger (evt. bekommen wir einen Teil zurück erstattet) auf dem Konto davon gekommen.
Die daraufolgenden Tage haben wir dann am wunderschönen indischen Ozean in einem Fischerdorf nahe Dar es Salaam verbracht und haben Dank der Unterstützung der Angestellten von Kipepeo Beach uns von dem Vorfall eigentlich wieder gut erholt. Am letzten Tag sind wir dann mit einer tradtionellen Dhow (traditionelles, arabisches Segelschiff aus Holz, welches seit mehr als 1000 Jahren an der Ostküste Afrikas bekannt ist und von den Fischern vor Ort selbst gebaut wird) auf die einsame Nachbarinsel Sinda gesegelt um zu schnorcheln und ein alter deutscher Mititärstützpunkt vom 1.Weltkrieg zu besichtigen. Somit erfuhren wir auch ein bisschen was von der Geschichte der damaligen Deutsch- Ostafrika Kolonie. Und da die Hochsaison noch nicht begonnen hatte, waren wir die einzigen Touristen auf der ganzen Insel und wir fühlten uns fast wie Robinson Crusoe und Freitag. Obwohl das Wasser traumhaft schön und klar ist, gibt es an der Küste Tansanias nicht mehr so viel Fische wie früher. Von den Fischern wurde uns erzählt dass vor ein paar Jahren sogar Delphine am Strand entlang geschwommen sind. Doch seit ein paar Fischer illegal mit Sprengstoff fischen, wird das ganze Ökosystem zerstört. Und wie nicht anders zu erwarten wird auch hier die Polizei bestochen; somit wissen die Fischer immer genau an welchen Tagen das Gewässer kontrolliert wird.

Teil 2: Hakuna Matata

Von der Küste aus ging es dann entlang grüner Wiesen, Tee-,Kaffee- und Maisplantagen nach Arusha, wo wir die Schönheit des Nordens kennenlernen durften. Seit 1995 ist Arusha auch bekannt als Standort des UN-Tribunals zur Verhandlung des Völkermords in Ruanda. Doch bekannter ist die Stadt als Ausgangspunkt zur Serengeti. Auch wir haben uns auf eine 3-tägige Campingsafari begeben und fühlten uns ins Walt Disneys "
Der König der Löwen " hineinversetzt. Wir durchquerten die Savannalandschaft der Serengeti und kamen in den Genuss von tausenden Gnus und Zebra die sich für die grosse Migration sammelten. Doch wir sahen auch ganz viele Löwen, Hyänen, Elefanten, Büffel und an Alex's Geburtstag sogar einen Leoparden mit einer frisch erbeuteten Gazelle. Und auch Miriam kam nicht zu kurz, denn entlang der kleinen Seen wimmelte es von Nilpferden die gegen Abend auf Wanderschaft gingen. (An alle unsere Afrikafreunde: Hippo, Hippo!!!) Nachts haben wir dann unsere Zelte in mitten der Wildniss der Serengeti aufgestellt und wurden von unserem Privatkoch lecker bekocht. Wirklich gut geschlafen haben wir leider nicht, denn wir haben während der ganzen Nacht das Lachen der Hyänen gehört und ab und zu sind sie auch um unser Zelt herumgeschlichen:-)
Nach zwei wundervollen Tage in der Sergenti ging es dann Abends Richtung Ngorongoro Crater. Doch wie fast zu erwarten, wurden wir auch hier nicht von einer kleinen Autopanne verschont. Die betroffene Felge wurde nach afrikanischer Art repariert und unsere Fahrt konnte weitergehen. Doch nach einer halben Stunde kam das Auto mit einer Geschwindigkeit von 80h/km ins schleudern und wir sahen nur noch wie das Hinterrad 200m über unser Auto flog. Zum Glück blieb der Jeep ziemlich schnell stehen, so dass wir alle ohne Kratzer heil davon kamen. Naja, Alex durfte dann die letzten Stunden seines Geburtstag im Auto sitzend in der Serengeti verbringen anstatt mit unseren Bekannten anzustossen. Ein paar Stunden später wurden wir dann von einem anderen Jeep zu unserem Zeltplatz gebracht und konnten am nächsten Tag dann doch noch in den faszinierenden Krater fahren. Der Ngorongoro Crater wird oft als achtes Weltwunder bezeichnet, denn am Kraterboden leben ungefähr 25000 Tiere, darunter auch die Big Five.
Von Arusha aus sind wir dann mit einem kleinen Flugzeug nach Sansibar geflogen.
Die Insel wurde bis 1963 vom Sultan aus Oman regiert, ist stark vom Islam geprägt und war früher ein Stützpunkt für den Sklavenhandel. Das Sultanat Sansibar pflegte auch gute Handelsbeziehungen mit Deutschland und war bekannt für den Anbau verschiedenen Gewürzen, voran die Nelke. Auch wir haben uns von den Düften verführen lassen und haben auserhalb von Stone Town, der Haupstadt Sansibars eine Gewürzplantage besucht. Wir durften uns nicht nur von den Düften und Geschmäcker berauschen lassen, sonder erfuhren auch so einiges über die heilende und euphorische Wirkung der Gewürze. Da die Frauen von Sansibar eher scheu sind, trinken sie bei Zermonien einem Aufguss aus der Muskatnuss und verlieren dann alle Hemungen und fangen wild an zu tanzen. Hingegen die Rinde des Nimbaumes hilft gegen die Erkrankung von Malaria, oder einen Tee mit Nelken reinigt den Magen bei einer Durchfallerkrankung. Stown Town ist auch bekannt für seine alten Gebäude und den Sultanpalast. Und nach Einbruch der Dunkelheit verströmen die Garküchen im Forodhani Park ein exotischer Mix von Gerüchen: gegrillter Tintenfisch, Sansibar Pizza, frische Früchte und arabische Leckereien lassen das Wasser im Mund zusammen laufen. Und es ist sehr interessant das Treiben der vielen Köche, den Einheimischen und den hübschen verhülten Frauen zu beobachten.
Die letzen Tage unserer Afrikareise verbringen wir nun an der schönen und freundlichen Nordküste Sansibars.
Eigentlich wäre Alex gerne den Kilimanjaro hochgelaufen und die Miriam hätte gerne noch einen Abstecher nach Ruanda gemacht um die Silbergorillas zu sehen und das Geozidmuseum in Kigali, der Haupstadt Ruanda, zu besichtigen um sich ein bisschen mehr mit der traurigen Geschichten auseinander zu setzten. Doch nach dem Vorfall haben wir uns entschieden die nicht immer einfache afrikanische Kultur hinter uns zu lassen, bei unseren Verwandten in Israel einen Rast zu machen und dann in die fernöstliche Welt einzutauchen. Doch zurückblickend hatten wir eine tolle und sehr eindrückliche Zeit in Afrika. Unsere Top 5: Kapstadt (Südafrika), Malealea (Lesotho), Dune 45 (Namibia), Okavango Delta (Botswana) und natürlich die Serengeti (Tansania)!

Wir wünschen euch eine wunderschöne Zeit und wir freuen uns von euch zu hören.
Herzlich
Miriam & Alexander

Einen besonderen Dank an:
Kipepeo Beach (Dar es Salaam, Tansania)
Raiffaisen Bank Schweiz, insbesonders den Angestellten aus Zofingen
und unsere Eltern !!!!

Sambia_Tansania_Sansibar